Donnerstag, 2. August 2007

Nationalpark der Zweite

Am Abend im Hotel habe ich meinem Handy mal wieder Strom verpasst. Ueber die SMS, die ich bekommen habe, habe ich mich nicht so sehr gefreut. “Your flight to Dunhuang has changed, please call ctrip as soon as possible“. Okay, “changed” hat sich ja noch nicht so schlimm angehoert, kann sich ja nur um ein paar Minuten verschoben haben. Die sind da sehr genau. Ich rufe also an und was sagt mir die Dame? Your flight has been cancelled, you can go one day later. Na super, an dem Abend hatten wir schon den Nachtzug nach Lanzhou und ein halber Tag in der Wueste waere dann doch arge wenig gewesen. Also habe ich gefragt, ob auch ein Tag früher geht. Sie wollte es checken und mich zurueckrufen. Bis dahin haben wir unsere Plaene hin und her gedreht, um eine sinnvolle Loesung zu finden, dass wir trotzdem noch die Pandas in Chengdu sehen konnten. Am Ende haben wir dann unseren Flug umgebucht und gehofft, dass wir rechtzeitig nach Chengdu zurückkommen wuerden, um die Bären zu sehen. Da hat mir wohl auch die Saeule nicht geholfen gegen mein Flugpech ;-)
Auf den Schreck haben wir dann ein Bierchen in einem netten Lokal an einem Fluesschen getrunken. Die Herren am Nachbartisch kamen dann, um unsere Glaeser nachzufuellen und wir mussten mehr oder weniger fluechten, um nicht noch mehr Bier zu bekommen.

Das chinesische Fruehstueck am naechsten Tag haben wir uns dann gespart. Ungesalzene Reissuppe, Ei und salzlose Dampfbroetchen sind auf Dauer nicht so mein Geschmack. Um sieben ging’s wieder los mit dem Bus. Nach drei Shoppingstops – irgendwelche Steine, getrocknetes Yak-Fleisch, das sehr lecker war und Schmuck – ging’s Richtung Huanglong. Kurz vor dem Pass vom Vortag konnten wir durch die Wolken einen Blick auf den schneebedeckten Xuebaoding erhaschen, den mit 5588 Meter hoechsten Berg in der Region.
Um 13:30 waren wir dann endlich in Huanglong, was woertlich uebersetzt gelber Drachen heisst. Dort startet man auf ca. 3100 Metern und laeuft auf 3500 Meter hoch. Oder man nimmt die Gondel, was auch die Meisten aus unserer Gruppe gemacht haben. Wir hatten erst etwas Angst wegen der Hoehe, weil alle Reisefuehrer vor Hoehenkrankheit gewarnt hatten. Aber das war ueberhaupt kein Problem und wir waren froh, dass wir gelaufen sind. Schon nach wenigen Metern gab’s die ersten Seen, die die unglaublichsten Blautoene hatten, die man sich nur vorstellen kann. Kalkterassen mit spiegelglatter Wasseroberflaeche, da kann man einfach nur staunen, was die Natur so zu Stande bringt. Der Hoehepunkt war dann am hoechsten Punkt der Strecke. Da hat das Wasser wirklich in allen erdenklichen Blau- und Gruentoenen geleuchtet. Total faszinierend.
Am Rueckweg sind wir dann ordentlich nass geworden. Da wir dachten, dass wir nicht lange fahren muessen haben wir uns beim Bus auch nicht umgezogen, was wir schnell bereut haben. Bei der ersten Klopause haben wir dann gleich die trockenen Klamotten aus dem Koffer geholt und uns umgezogen. Meine Strickjacke habe ich noch Ananda abgetreten, die anscheinend gar nichts zum umziehen hatte und ziemlich gefroren hat. Am Anfang hatte ich mich noch gewundert, wie sie und ihr Bruder mit so einer kleinen Tasche vier Tage lang reisen wollen. Am Ende wusste ich es. Man kann ja auch vier Tage lang exakt die gleichen Klamotten tragen. Und Zahnbuerste und Unterhosen (falls sie welche dabei hatten) brauchen ja nicht so viel Platz.
Fazit für Huanglong: unglaublich schoen, da kann man sich echt eine halbe Stunde hinstellen und man glaubt es immer noch nicht, was die Natur da gezaubert hat.

Die Rueckfahrt nach Chengdu hat sich ziemlich gezogen und unsere Hofnung auf die Pandabaeren ist ziemlich dahingeschwunden, da unsere ausgedehnten Shoppingstops doch ziemlich viel Zeit gekostet haben. Aber: Ende gut, alles gut, wir waren rechtzeitig zurueck und sind unterwegs aus dem Bus ausgestiegen und direkt zur Panda Forschungsstation gefahren. Der erste, den wir gesehen haben, war ca. 15cm gross und noch ziemlich nackt und lag im Brutkasten. Die anderen waren dann doch schon gross und auch viel huebscher. Leider ist es den grossen Pandas im Sommer viel zu heiss und sie waren alle drinnen und nicht draussen in ihren wirklich schoenen Gehegen. Das war etwas schade. Die roten Pandas, die eher wie Waschbaeren aussehen, haben wir dann aber doch noch draussen gesehen.

Durch den gestrichenen Flug mussten wir schon am naechsten Tag wieder zum Flughafen und von da ging’s dann ab in die Wueste....

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