Freitag, 6. Juli 2007

Die Kreuzfahrt

Sooo, dann waren wir also am Boot. Die Kabinen waren recht klein, aber sauber, und somit völlig ok. Ich habe mit Ina die Kabine geteilt, wobei wir da nicht wirklich viel waren. Ansonsten war das Schiff nicht schlecht, außer dass man auf dem hinteren Deck mit Asche berieselt wurde. Überhaupt war die Ausstattung des Sonnendecks nicht ganz so prickelnd. Also nix Liegen oder so was. Aber immerhin gab es Stühle. Andererseits sind Sonnenliegen für Chinesen ja auch völlig uninteressant. Wer mit Regenschirmen, Armschutz und riesigen Sonnenhüten herumläuft sobald es nicht dunkel ist oder regnet - d.h. dann laufen sie auch mit Regenschirm rum - braucht ja auch keine Liegen am Sonnendeck. Okay… das machen nicht alle so, aber schon viele der Chinesinnen. Das war unser Vorteil. Wir waren dort die meiste Zeit alleine, nur wenn die Durchsage aus den Lautsprechern kam, dass wir in eine der Schluchten einfahren, dann kamen sie alle aus ihren Kabinen gewuselt und mit Fotoapparat bewaffnet auf's Deck.
Unser erster Landausflug am Samstag hat uns in Fengdu 450 Stufen auf einen Berg hinauf geführt. Dort haben wir die Geisterstadt besichtigt und einige Aufgaben bewältigt: in drei Schritten über eine Brücke und dabei was wünschen, 40 Treppen hoch laufen, ohne dabei Luft zu holen und über eine Türschwelle steigen, ohne diese zu berühren. Das mit den Türschwellen ist bei den Tempeln nicht ganz zu unterschätzen. Je höher nämlich die Schwelle, desto wichtiger der Tempel. Da kann die Schwelle auch mal fast bis zum Knie reichen. Außerdem kommen dann die bösen Geister nicht rein.
Wir hatten unserer Reiseleiterin eine Bayernfahne verabreicht und die fand es glaub ich ganz lustig. Aber ich fand die Sache mit den Reiseleitern nicht so 100%ig überzeugend. Ist zwar einerseits ganz nett, weil man schon einiges erfährt, andererseits kann man bei 12 Leuten halt die Sachen nicht in seinem eigenen Tempo machen, was mir glaube ich fast wichtiger ist.

Am Nachmittag hat dann ein Teil der Gruppe die Happy Hour an der Bar genutzt und der Rest mit Büchern und Ratschen am Deck verbracht. Beim Abendessen waren dann einige schon gut dabei und bei der Show danach hat Ewald die gut 100 Leute am Boot bestens unterhalten. Es gab einige Tänze der Crew und für einen Tanz mit drei Frauen und drei Männern haben sie noch einen 3. Mann aus dem Publikum gesucht. Betrunken wie er war, hat Ewald seine Sache echt ganz gut gemacht und mit einigen Zwischenshoweinlagen das Publikum für sich gewonnen. Wir haben uns schief gelacht…
Nachdem der Alkoholrückstand zu den anderen nicht mehr aufzuholen war, haben Julia und ich das dann auch gar nicht mehr versucht, sondern sind relativ bald ins Bett gegangen. V.a. mussten wir am nächsten Tag Früh raus, weil es nur bis acht Uhr Frühstück gab. Dann waren wir nämlich schon an der ersten der drei Schluchten angekommen. Die Schluchten waren wohl mal sehr spektakulär, bevor das Wasser durch den Staudamm um mittlerweile ca. 80 Meter gestiegen ist. Nichtsdestotrotz sind sie landschaftlich immer noch sehr schön. Gegen elf waren wir dann auch schon bei der zweiten angekommen.
Unsere Shore Excursion für Sonntag war eigentlich nicht wirklich eine. Wir sind mit einem Ausflugsschiff in den Shennong Fluss - einem der vielen Zuflüsse - gefahren. Danach ging es auf noch kleinere Holzboote für ca. 15 Personen, mit denen wir von 5 Ruderern und 2 Steuerleuten noch ein Stück weiter den Fluss hinaufgepaddelt und später gezogen wurden. Ich fand die ganze Sache ein etwas zweifelhaftes Vergnügen, das Paddeln ging ja noch, aber wenn Leute dann am Ufer entlanglaufen und das Boot ziehen, dann finde ich das schon arg komisch. V.a. weil auch noch einer grinsend mit seinem Schirm da stand und zugeschaut hat, wie sich die Leute abquälen. Wie so ein Sklaventreiber… Naja, andererseits bringen die Touristen natürlich ein bisschen Geld in die Gegend, wobei das wahrscheinlich dann wieder eher bei den Veranstaltern hängen bleibt. Und im Gegensatz zu früher, wo größere Schiffe durch die Strömungen im Jangtse gezogen wurden, ist die Anstrengung wahrscheinlich kaum der Rede wert. Trotzdem… zweifelhaftes Vergnügen.

Gegen Abend waren wir dann am berühmt berüchtigten Damm. (http://de.wikipedia.org/wiki/Drei-Schluchten-Damm) Wer Zeit und Lust hat sollte sich mal den Punkt Ziele und Kritik durchlesen. Ich habe das leider erst gemacht, als ich wieder zurück war. In den Führungen wird die Sache nämlich schon sehr positiv dargestellt. Nichtsdestotrotz ist das Bauwerk schon sehr beeindruckend. Die Schleuse für die Schiffe ist über einen Kilometer lang und hat 5 Stufen. Momentan wird man nur über 4 Stufen abgesenkt, da der maximale Wasserstand noch nicht erreicht ist. Wenn mich nicht alles täuscht sind es pro Stufe ca. 22 Meter, die man nach unten bzw. oben befördert wird. Neben uns war ein anderes Kreuzfahrtschiff in der Schleuse und der Abstand war nicht gerade groß. Wir haben uns dann von Schiff zu Schiff mit einem australischen Ehepaar unterhalten. Sehr lustig :-)

Am nächsten Tag mussten wir wieder früh raus, um 8:00 ging's los zur Besichtigung des Staudamms. Der erste Aussichtspunkt war auf den Damm, der zweite dann ein Rundum-Blick auf Schleuse und Damm. Dort gab es auch ein Modell der Anlage, in das sie vielleicht ein bisschen mehr Geld investieren hätten sollen. Ich hatte auf echtes Wasser gehofft, wo man sich die Funktion der Schleuse anschauen kann - wie damals als Kind in Holland. Aber leider war es nur Plastik. Das Schleusengebiet soll zum neuen Touristenzentrum ausgebaut werden. Mit Golfplatz, da wo das Granit für den Bau entnommen wurde und Hotels in den Backsteingebäuden, wo die Bauarbeiter zurzeit teilweise noch wohnen. Nachdem die natürliche Schönheit der Gegend durch den Wasseranstieg teilweise kaputt gemacht wurde/wird, muss man sich jetzt anscheinend was anderes einfallen lassen…

Nach der dritten Schlucht sind wir gegen Mittag in Yichang angekommen und wurden dort am Anleger abgeholt und zum Mittagessen gefahren. Das war sehr lecker, aber für chinesische Verhältnisse fast etwas zu wenig. Normalerweise sollte ja was übrig bleiben, aber wir haben die Platten schon sehr sauber gepickt mit unseren Stäbchen.

Ich glaube, wenn man das so gelesen hat - ich habe es selber nicht mehr durchgelesen - dann bekommt man einen eher negativen Eindruck von der Kreuzfahrt. Das stimmt so aber auch nicht ganz. Es hat schon Spaß gemacht und es ist ja auch nicht so schlecht, mal ein bisschen zu relaxen, aber alles in allem war für meinen Geschmack etwas zu wenig Action in der ganzen Sache.

Yichang selber hat wenig bis gar nichts zu bieten und wir sind dann auch relativ bald zum Flughafen gefahren, weil der erste Flug nach Shanghai um 16:20 gestartet ist. Der Flug nach Peking ging um 17:10 und Lothar und ich hatten einen Flug nach Shanghai um 17:55. Dachten wir. D.h. das war so, wenn uns nicht ein Unwetter dazwischen gekommen wäre und deswegen unser Flieger in Wuhan landen musste… gegen acht haben sie uns ein warmes Abendessen serviert... dann gab's Tee für umsonst… um Mitternacht sind wir dann gestartet. Naja, immerhin war ich um zwei im Bett. Früher als letztes Wochenende, aber trotzdem mit 5,5 Stunden Verspätung in Shanghai. Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum sie den Flieger nicht früher in Wuhan losgeschickt haben. Als wir endlich boarden durften hat man die Sterne am Himmel gesehen und es ging ein laues Lüftchen.
Aber besser spät als nie, wenn sie den Flug gestrichen hätten, wären wir frühestens am nächsten Tag um 16:20 aus Yichang weggekommen. Und wie gesagt: da gibt's halt gar nichts.

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