Donnerstag, 15. November 2007

Firmenausflug

So, um mal zur allgemeinen Verwirrung beizutragen, kommt jetzt zwischendrin mal was zu unserem Firmenausflug letztes Wochenende:


Am Donnerstag um 12:30 Uhr ging es los. Mit 8 Bussen zunächst nach Tong Lu, ca. 3,5 Stunden südliche von Shanghai. Wir kamen pünktlich los und die Fahrt habe ich mit dem beantworten von E-Mails verbracht, die beste Gelegenheit, da mal wieder auf den aktuellsten Stand zu kommen.
Im Bus wurden wir auch gleich mit blau-orangen Käppis und Anstecknadeln vom Reisebüro versorgt.
In Tong Lu wurden wir im besten Hotel der Stadt einquartiert und es war auch wirklich sehr schön. Auch das Abendessen war sehr lecker. Nach einem kleinen Spaziergang habe ich mich dann einer der vielen Kartenspielgruppen angeschlossen und ein neues Kartenspiel gelernt.
Das soll heißen, dass sich dann alle um acht auf irgendwelche Zimmer zurückziehen und Karten spielen. Dazu gibt es noch Snacks zu futtern. Jetzt verstehe ich auch, warum es in den Hotels in China immer so laut ist. Aber auch, warum das nicht sehr lange anhält: um halb elf hat sich die Gruppe aufgelöst und wir sind ins Bett gegangen.
Freitag, 7:00 Uhr wake-up call, dann Frühstück und um halb neun All Hands Meeting. Dabei habe ich aus den Folien erfahren, dass ca 60% der Mitarbeiter in der Firma zwischen 20 und 30 sind. Das hatte ich zwar schon vermutet, aber jetzt stand es schwarz auf weiß. Die nächsten 35% sind dann bis 40 und der Rest drüber. Verstanden habe ich von dem chinesischen Vortrag des CEO nämlich nichts.
Um 10:00 Uhr war dann Fototermin, den wir erstaunlich schnell hinter uns gebracht hatten. Danach Pause bis Mittag und Zeit für weitere E-Mails. Nach dem Mittagessen ging’s dann zur Rafting Competition am Tian Mu Fluss. Wir hatten keine Ahnung was das werden sollte. Defakto waren wir dann mit zwei Rudern zu sechst im Boot und mussten rudern, um flussabwärts gegen den Gegenwind anzukommen, soooo stark war die Strömung. Aber das war wohl auch besser so, weil die Ruderkünste der chinesischen Bootinsassen nicht so toll waren. Zum Glück war Herwig mit im Boot, der war im Sommer fünfmal beim Drachenboot fahren und so konnten wir doch ein paar Boote vor uns überholen.
Danach ging es dann zum Da Qi Mountain zur Bergtour, die mit 2 Stunden angekündigt war. ¾ der Leute sind gar nicht mitgegangen und wir sind in ca. 1 Stunde rauf und runter gelaufen, weil es schon dunkel wurde. Wie üblich waren wir auf gepflasterten Wegen unterwegs. Da es nach unten schon recht dunkel war, war ich ganz froh über Lu Bin Yan’s Taschenlampe. Aber dass sie mich am Arm nach unten führt und mir 20x „be careful“ sagt, dass hätte dann doch nicht sein müssen ;-)
Abends gab’s dann gleich am Nationalpark in einer zugigen Halle Abendessen, das nicht so ganz nach meinem Geschmack war und eine Tanzshow, die ganz nett war. Dann noch die Siegerehrung für’s Rafting. Für unseren 2. Platz haben wir Glückstieranhänger aus Jade bekommen.
Damit brav alle aufstehen gab’s vorne noch eine Tüte für jeden, mit Firmen T-Shirt und verschiedenen Nüssen. Prompt sind auch alle von ihren Stühlen aufgesprungen und nach vorne gestürmt und dann weiter zu den Bussen. Ich frage mich, ob bei uns gut 300 Leute auch so gut funktionieren würden. Die Reiseleiterin sagt was und alle springen.
Abends hätte ich die Auswahl zwischen chinesischem Karaoke und Karten spielen gehabt, ich habe mich aber für eine ausgiebige Dusche und mein Buch entschieden.

Samstag, war dann schon um 6:30 wake-up call, damit auch alle noch Zeit hatten, ihre Sachen zu packen. Ich habe ja in Deutschland noch nie so was mitgemacht, aber ich vermute, da würde einem gesagt werden, wann man fertig und im Bus sein soll? Nicht wann man Aufstehen muss?
Es ging wieder auf’s Wasser, dieses Mal in zwei großen Booten. Alle haben sich drinnen an den Tischen verteilt und sofort wieder die Karten aus den Taschen gezaubert und ab ging’s. Bei den verschiedenen Stopps, bei denen wir an Land gingen, sind immer einige zurück geblieben, weil ihr Spiel wohl gerade so spannend war. Einer war mit einer „Wanderung“ zu einem Wasserfall. Dort gab es eine ausgiebige Fotosession. Jeder mit jedem und hier noch mal und alleine und in einer anderen Pose, ach und jetzt haben wir xy noch nicht auf dem Foto, der muss auch noch mit drauf,... sehr lustig. Nachdem ich mir von der ganzen Sache nicht viel erwartet habe und meine Geduld ganz oben in den Koffer gepackt habe, finde ich es eigentlich ganz lustig :-)
Zum Mittagessen gab es Suppenhuhn, Schildkröte, kleine Häuschenschnecken und noch diverse andere Köstlichkeiten. Aber ich war nicht so sehr hungrig ;-)
Beim letzten Stopp sind vielleicht noch maximal 25% überhaupt an Land gegangen. Aber man muss schon sagen, es waren vermutlich fast 80 Höhenmeter bis zur Pagode am Gipfel ;-)
Als nächstes stand der erste Shoppingstopp am Programm, komplett mit Teeprobe (hier haben einige Chinesen mit offenem Mud zugeguckt, als hätten sie noch nie Tee gesehen. Außerdem gab es noch allen möglichen Müll, den man so verkaufen kann. Das Abendessen im gleichen Massenabfertigungskomplex war auch nicht gerade berauschend. Aber langsam bekomme ich Übung darin, Fischgräten loszuwerden und Knochen mit Stäbchen abzuklauben.
Das Hotel in Hangzhou war dann nicht so der Hit und der Sonntag hat auch wenig erfolgreich angefangen. Vormittags war entweder Freizeit oder Westlake am Programm. Ein knappes Drittel hat sich für das Programm entschieden. Wir standen ca. 45 Minuten im Stau, weil wir genau auf die entgegen gesetzte Seite des Sees gefahren sind. Sehr schlau. Am Ende blieb genau eine halbe Stunde für’s Sightseeing. Das habe ich damit zugebracht, meine Kollegin an jeder halbwegs netten Stelle zu fotografieren, bzw. sie mich, obwohl ich immer schon versucht habe drum rum zukommen. Ergebnis des Ganzen war, dass wir zwar gerade noch pünktlich zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt waren, aber keiner mehr da war. Also sind wir mit dem Taxi zurück gefahren.
Beim Mittagessen wurde dann gefragt, wer noch zum Ledershopping mit will. Ich war etwas hin und her gerissen, weil Shoppingstopps ja meistens nichts Gescheites sind. Ich glaube nur 15 Leute sind mitgefahren. Die Ledermall ca. 80 km südlich von Shanghai ist aber auf jeden Fall eine Reise wert. Es gibt vier Stockwerke, unten Schuhe, 1. Stock Taschen, Gürtel, Koffer, etc…, 2. Stock Lederklamotten und 4. Stock Pelze. Das Stockwerk habe ich mir gleich mal geschenkt, aber ich bin jetzt stolze Besitzerin einer braunen Lederjacke, die ich von knapp 130 Euro auf knapp 50 Euro heruntergehandelt habe. Noch ein paar kuschelige Hausschuhe für den bevorstehenden Winter für 85 Cent und dann war ich wieder entschädigt für den Tag. Mit dem Bus ging es dann die letzten Kilometer bis nach Shanghai zurück.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die chinesische Art zur Reisen – oder eben Bus und Boot zu fahren - nicht ganz meins ist, die Leute mit sehr wenig Gepäck reisen – wenn man vier Tage die gleichen Schuhe, die gleiche Hose und den gleich Pulli an hat, ist das aber auch nicht so schwierig – und der ganze Trip trotzdem ganz lustig war, weil ich ohne große Erwartungen an die Sache rangegangen bin und die Leute besser kennengelernt habe.

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