Beijing – in der Hauptstadt
So, jetzt sitze ich hier fest. Aber das hat ja auch was Gutes, so habe ich jetzt jede Menge Zeit, über die letzten drei Tage in Peking zu berichten.
Warum ich festsitze? Nach einem schönen, heißen und verhältnismäßig warmen Sonntag in Peking kam gegen fünf ein kurzer Sandsturm, gefolgt von einem Gewitter mit Platzregen und viel Wind. Wir waren zum Glück schon zurück vom Sommerpalast, aber das Chaos am Flughafen ist jetzt groß. Mein Flug war für 21:20 Uhr geplant, momentan geschätzte Abflugszeit ist 22:40 Uhr. Ich bin ja mal gespannt, ob das so bleibt. Aber jetzt mal schön der Reihe nach.
Donnerstagabend bin ich recht spät bei Kathrin angekommen, Sandra war schon länger da. Dummerweise war bei Kathrin ein Company Outing dazwischen gekommen, nachdem wir unseren Flug schon gebucht hatten, sodass wir sie nur noch am Donnerstag gesehen haben, weil sie Freitag sehr Früh raus musste. Aber wir hatten ja 10 Stockwerke tiefer noch Freddy und Tina, die sich um uns kümmern konnten.
Freitag sind wir erst mal Richtung verbotene Stadt und Tian’anmen Platz losgezogen. Der Platz ist gelinde ausgedrückt potthässlich, eine riesige Betonfläche (ca. 40 ha), auf der nur eine Säule und das Mao Mausoleum stehen. Aber die Größe des Platzes Mitten in der Stadt ist schon imposant. Nördlich davon ging’s weiter zur verbotenen Stadt, also dem Kaiserpalast. Dort wurden wir erst mal von einigen Baugerüsten empfangen. Zurzeit wird in Peking alles für Olympia 2008 aufpoliert. Auf den Bildern kann man gut erkennen, was schon einen neuen Anstrich abbekommen hat und wo die Maler erst noch kommen müssen. Die Anlage ist auch sehr monumental und im ersten Teil durch die großen Flächen zwischen den Gebäuden auch etwas grau. Im hinteren Teil wird es dann verwinkelter und bunter und man wird für das südliche Ende entschädigt. Das Meer aus beigen leicht geschwungenen Dächern ist wirklich ein sehr schöner Anblick. Nach vielen Ecken und Überraschungen die sich dahinter verbargen, sind wir dann am nördlichen Ende wieder herausgekommen und auf den Kohleberg gelaufen, von wo aus man einen schönen Überblick über die gesamt Anlage hat. Leider ist es hier in China zurzeit überall recht dunstig und in Peking kommt da auch noch der Smog dazu. Deswegen konnte man die Wolkenkratzer in der Ferne nur erahnen.
Unser nächstes Ziel waren die Hutongs, kleine Straßen und Gassen mit einstöckigen Häusern wo das Leben noch recht einfach ist. Alle paar Ecken gibt es D.h. eigentlich haben wir schon am Anfang gesagt: der Weg ist das Ziel. Und so war es dann auch. Es gab immer neue Sachen zu entdecken. Mal Leute beim Karten spielen, mal ein verrostetes Fahrrad, mal eine Wohnung, die eigentlich nur ein Wagen mit Matratze und Schlafsack war. Zu unserer großen Freuden haben wir noch drei Käfige mit sprechenden Vögeln entdeckt. Diese schwarzen mit der gelben Halskrause. Mir fällt leider partout der Name nicht ein. Sie konnten „Ni hao“ – „Hallo“, „Zài Jiàn“ – „Auf Wiedersehen“ und „Bye bye“ sagen. Die Leute im Kreise rum haben sich dann darüber gefreut, dass wir uns so gefreut haben und alle waren glücklich :-) Die Hutongs haben irgendwie was sehr dörfliches, obwohl sie Mitten in der Stadt sind. Noch zwei Ecken weiter waren wir dann in einer recht geschäftigen Straße wo wir uns dann in einer Studentenkneipe einen Milk Shake gegönnt haben. Eine Studentin hat uns das erklärt und v.a. auch wo wir waren. Das war so gar nicht da, wo wir gedacht hatten. Aber wir waren trotzdem froh, dass wir dort waren. Wir haben auch wieder einen lustig bunt gefärbten weißen Pudel gesehen, der lauter Kringel an beiden Seiten hatte. Erst daheim ist uns beim Fotos anschauen dann aufgefallen, dass das ja ein Olympia Hund ist…

Nachdem wir nun schon fast dort waren sind wir dann noch zum Glockenturm und zum Trommelturm gelaufen, dort war aber schon alles zu. Also ab ins Taxi und zurück zu Kathrins Wohnung. Von dort direkt weiter zu einem Markt, wo Freddy seine Anzüge abholen wollte und wir ein bisschen rumgebummelt sind. Dann schnell unter die Dusche und ab zum Peking Ente Essen. Das Taxi mit Sandra und mir hat uns direkt vor der Türe abgesetzt und wir haben gleich mal einen Platz im Garten organisiert. Freddy, Tina und Freddy’s Bruder Nicki hatten Schwierigkeiten mit dem Taxifahrer, der scheinbar nicht so wirklich wusste, wo er hin soll und wir haben schon mal die Peking Ente bestellt. Als die anderen dann da waren haben wir noch ein paar andere Gerichte bestellt, die allesamt sehr lecker waren. Die Ente kam als Letztes und war auch das Highlight. Da kommt der Koch mit der gebratenen Ente an und schneidet feine Stücke von der gebratenen Haut ab. Die isst man dann mit einer sehr, sehr leckeren Soße. Dann gibt’s noch ein paar andere schöne Stücke der Ente, die man zusammen mit Gemüsestreifen und der Soße auf kleine Pfannkuchen legt und dann zusammenwickelt. Wirklich sehr lecker. Sandra und ich waren von unserem langen Tag in der Stadt danach so richtig fertig und sind um zwölf todmüde ins Bett gefallen, mit der Aussicht, am nächsten Morgen um sechs wieder aufstehen zu müssen…
… da ging’s nämlich dann zur Mauer. Wir haben den ganzen Freitag gehofft, dass am Samstag das Wetter passt, aber nachdem wir brav aufgegessen hatten und Olaf auch noch Daumen gedrückt hat, konnte es ja kaum schief gehen ;-)
Um kurz nach sieben ging’s los. Gut ausgerüstet mit Brotzeit und Wasser zusammen mit 13 weiteren jungen Siemens Praktikanten, Informanden, etc. im klapprigen Bus nach Jinshanling. Nach ca zweieinhalb Stunden Fahrt, bei der ich ein bisschen gedöst und geschlafen habe waren wir da. Der erste Blick von unten auf einen kleinen Teil der Mauer war schon beeindruckend. Was man aber sieht, wenn man den Berg zur Mauer hoch gelaufen ist, ist noch viel schöner. In beide Richtungen sieht man die Mauer. So weit das Auge reicht. Unglaublich. Da kann man eigentlich nicht so viel dazu sagen, hier sagen glaube ich Bilder mehr als tausend Worte…
Die Mauer ist in Jinshanling renoviert, aber auf unserer Tour nach Simatai wurde sie unterwegs zunehmend schlechter. Wobei ich sagen muss, dass das den Reiz nur noch erhöht. Die Tour geht über ca. 10 km mit vielen Stufen bergauf und bergab. Und ich meine viele Stufen. Sehr viele Stufen und teilweise auch sehr steile und hohe Stufen. Bei ein paar Anstiegen ist man da schon ganz schön ins Schwitzen gekommen. Aber die Ausblicke von den Wachtürmen haben das alle mal wettgemacht. Was soll ich sagen. Es war einfach nur schön. Wenn der Himmel noch blau gewesen wäre, wäre es perfekt gewesen, aber auch so war der Ausflug super. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das nicht mein letzter zur Mauer war.
Kurz bevor man in Simatai ankommt ist die Mauer wieder renoviert. Über eine Hängebrücke kommt man auf die andere Seite eines Stausees und auf der anderen Seite geht es wieder nach oben. Aber hier hat man das Ziel dann eigentlich schon fast erreicht. Als Schmankerl zum Abschluss kann man sich für 3,50 € noch im Klettergurt über den Stausee abseilen lassen und sich dabei den Fahrwind um die Ohren wehen lassen.
Irgendwie scheint die schlechte Luft in Peking das rumgerotze und rumgespucke zu verschlimmern… In Shanghai gibt es meistens nur recht harmlose Fälle, aber unser Busfahrer war ein harter Fall. Aber solange man die hinteren Schiebefenster nicht aufgemacht hat konnte ja nichts passieren ;-)
Daheim angekommen hatten wir gar keine Zeit, uns über unsere Müdigkeit Gedanken zu machen. Nach der wohl verdienten Dusche ging’s gleich direkt weiter zum Tepanjaki Essen. Dort wird direkt vor einem gebruzelt, gewürzt, flambiert und was sonst noch alles so dazu gehört. Aber erst mal gab’s Sushi, das allerdings schon zubereitet war.
Das Essen war sehr lecker und sehr vielseitig. Rindfleisch, Garnelen, Schwein, Tintenfisch, Jakobsmuscheln, diverses Gemüse,… Das Schöne ist, man zahlt 150 Yuan, ca. 15 Euro und kann so viel Essen und Trinken, wie man will. Da kann man dann auch mal Sachen versuchen, die man vielleicht sonst nicht probiert hätte. Außerdem waren wir auch ziemlich viele Leute, sodass man eine große Auswahl bestellen konnte. Als Nachspeise gab’s noch flambierte Banane mit Vanilleeis und dann ging’s auch schon ans Zahlen. Die Bedienung kam mit einem 100 Yuan Schein zurück und wollte irgendwas. Am Ende hat sich herausgestellt, dass es ein gefälschter Schein war. Das Dumme ist, dass man die hier scheinbar durchaus auch mal aus einem Bankautomaten bekommen kann, weil sonst bekommt man eigentlich nirgends welche. Das ist der größte Schein, den es gibt, also kann einem das Geld eigentlich keiner beim kassieren herausgeben…
Danach sind wir noch ins Suzie’s gefahren, wobei Sandra und ich uns da nach dem ersten Drink Richtung Bett verabschiedet haben, weil die Beine dann nach dem Tag auf der Mauer doch ganz schön müde waren.
Aber der Muskelkater war erst heute Früh beim Aufstehen richtig schlimm. Nach ein paar Schritten ging’s dann aber schon wieder und es musste ja auch. Für Sonntag stand nämlich noch der Sommerpalast auf unserem Programm. Wir sind erst mal um den ganzen Kunming See gelaufen. Dort ist es ein bisschen wie in Hangzhou, mit Brücken und Trauerweiden, sehr nette und auch recht ruhige Anlage. Erst am Ende sind wir zu dem Teil gekommen, wo es die Tourist Attractions gibt.
Auf unserer Heimfahrt sind wir dann zum zweiten Mal am Olympiastadion vorbeigefahren. Sehr spannende Konstruktion… sieht gut aus.
Zurück in der Wohnung wurde plötzlich ziemlich windig. Als wir zum Fenster rausgeschaut haben, kamen zwischen den Hochhäusern Staubwolken hervor. Das war dann wohl so was wie ein Sandsturm. Und dann kam der Regen. Und dieser Regen war daran Schuld, dass ich erst um 3 Uhr ins Bett gekommen bin. Er hat zwar recht schnell wieder nachgelassen, aber die Verspätungen am Flughafen konnte nicht mehr aufgeholt werden. Boarding war dann am Ende mit zwei Stunden Verspätung um 22:50 Uhr, das Warten auf der Rollbahn hat noch mal 30 Minuten gedauert und so war ich dann mit 2,5 Stunden in der Nacht um 2 Uhr endlich am Flughafen in Pudong. Der Vorteil ist, dass ich beim Warten gaaaanz viel Zeit hatte meinen Blog zu schreiben und deswegen heute schon am Montag der Bericht vom Wochenende da ist. Fotos werde ich heute Abend mal machen.
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